Baum-Entdecker-Forum – Juni 2022

Hildegardlärche oberhalb Sipplingen, 5,33 m Stammumfang, im Bild daneben: Stefan Kühn, DBA. Wissenschaftliche Erstbeschreibung: Hans Joachim Fröhlich (NBE).

Überblicksartikel Lärche - 28. Juni 2022

Wiedersehen mit der Hildegardlärche

Das Eisenholz, ein naturnaher Wald mit Buche, Eiche, Kiefer, Fichte, umgibt die beliebte Hildegardlärche bei Sipplingen. Es ist die ideale Gegend für Erholungsuchende. Oben, auf einem Höhenrücken oberhalb des Buohofs, in über 620 m Höhe, steht sie. Und ragt noch viel höher hinauf. Sie ist die mächtigste ihrer Art in Deutschland, unabhängig, ob man andere Exemplare mit Waldstandort oder Parkstandort mit ihr vergleicht: ihr Stammumfang beträgt 5,33 m in 1 m über dem Waldboden. Zwei andere Lärchen mit Waldstandort erreichen ganz ähnliche Dimensionen: die Lärchen bei Mahlendorf in Brandenburg (5,30 m Umfang, NBE Fröhlich) und bei Nüßleshof in Thüringen (5,05 m Umfang, RBE Fröhlich). 

Schwungvoll emporstrebend und für das Kameraobjektiv gerade noch zu erfassen – mit heute gut 46 m ragt die Hildegardlärche in die Höhe   →

Auch einige Lärchen, die in Parks angepflanzt wurden, haben dieses Format erreicht: die von Lippert beschriebenen Lärchen bei Schloss Fantaisie nahe Bayreuth (ca. 5,32 m Umfang, eine riesige Knolle an der Basis erschwert das Messen) und im Bergpark Wilhelmshöhe bei Kassel (5,07 m Umfang; hier ist die Stammbasis verdickt); außerdem eine Lärche auf der Lärchenhalde bei Schloss Illerfeld (4,95 m Umfang, NBE TomE) sowie die von uns beschriebene Lärche bei Nohfelden im Kreis St. Wendel (4,80 m Umfang, RBE Kühn).

Ein Schild verrät mehr über den Namen und das Alter der Hildegardlärche:
„Diese rund 300 Jahre alte Lärche wurde der Sage nach zur Erinnerung an die mildtätige Gräfin Hildegard gepflanzt, die ihren Waldbesitz den Bürgern der umliegenden Ortschaften und dem Spital Überlingen gestiftet haben soll.“

Die Hildegardlärche ist damit die mächtigste und vermutlich auch älteste Lärche der Mittelgebirge (nur einige alpine Lärchen erreichen an Extremstandorte höhere Alter, bleiben dabei aber wesentlich dünner). Wir schätzen ihr Alter auf 320 bis 350 Jahre. Mit ca. 46 m Höhe ist der Nadelbaum zugleich von hoher Statur, doch hier reicht es nicht zum Rekord. Im schönen Hessenland, Heimat des Deutschen Baumarchivs, stehen die höchsten Lärchen Deutschlands, wenn nicht sogar der ganzen Welt. In den Waldungen rund um den Richthof, Schlitzerland, erreichen mehrere Lärchen eine Höhe von über 50 m. Die dortige Rekordhalterin erreicht mit ihrem Wipfel sogar 54,50 m. Man staunt wieder einmal darüber, was das Bundesland Hessen botanisch zu bieten hat.

 
Man könnte meinen, dass dieser Superlativ nun auch hessenweit gilt. Doch weit gefehlt. Es gibt einen noch höheren Baum in Hessen (Fortsetzung folgt).
 

←   Das Eichhörnchen ist ein eifriger Besucher der Lärchen. Auf der Speisekarte stehen einerseits die Samen in den Zapfen, aber auch die junge, saftige Rinde in der Kronenregion

Lärchen blühen zwischen März und Mai, ihre Zapfen werden zwischen 2 bis 4 cm lang. Das farbenfrohe Bild zeigt die Nadeln im „Goldenen Oktober“   →