Baum-Entdecker-Forum – Juli 2021

BILDPUBLIKATION HESSEN - 24. Juli 2021

Eiszeit-Relikt

Jetzt, wo die sommerlichen Temperaturen in vielen Regionen Deutschlands bis auf 30°C geklettert sind und Mensch und Tier nach Abkühlung lechzen, ist dieser Anblick doppelt wohltuend: die mächtige alte Eiche im Schnee!
Das Foto erinnert einerseits daran, dass der sonst eher regnerische Winter in Deutschland zuletzt anders ausfiel. Der letzte Winter war zeitweise herrlich schneereich und zudem klirrend kalt. Wunderbar! Endlich einmal wieder! Andererseits ist noch etwas anderes wohltuend, nämlich die Tatsache, dass die „große Suche“ nach alten Bäumen immer noch weiter geht. Tatsächlich, die Suche nach den letzten unbekannten Baumriesen unseres Landes ist noch nicht zu Ende, obgleich die Stieleichen (Quercus robur) bereits extrem gut erforscht sind. Nicht nur Fröhlich, Ullrich und das Deutsche Baumarchiv haben dazu ihre Beiträge erbracht und Impulse für den praktischen Naturdenkmalschutz gesetzt, sondern zuletzt besonders der Baumkundler Rainer Lippert (Landkreis Bad Kissingen) mit seiner Webseite über „Monumentale Eichen“, wie er die Ausnahme-Exemplare bezeichnet.  Die LNBB schwoll derweil im Laufe der Jahre immer weiter an und enthält nun schon rund 200 national bedeutsame Eichen, die entweder über 8 m Stammumfang erreicht haben oder eine überzeugende Kombination aus hohem Stammumfang und besonderer Ästhetik aufweisen. Altmeister Hans Joachim Fröhlich nutzte in den 1990er-Jahren sein gutes Netzwerk innerhalb des Forstwesens
 

Bild links: Von Schnee leicht überpudert erhebt sich dieses starke Exemplar mit seinen knorrigen Starkästen in der nachmittäglichen Wintersonne. Stammumfang 8,15 m, NBE ist das DBA (Nord)

und beschrieb seinerzeit bereits etwa 50 Rieseneichen. Das Deutsche Baumarchiv setzte sein Werk fort und entdeckte zusammen mit Bernd Ullrich weitere gut 30 Exemplare. Lippert ergänzte zuletzt mit nochmals über 30 Ausnahme-Eichen. Die hier gezeigte Eiche blieb jedoch bis dato gänzlich unbekannt. Sie wächst in der hessischen Mittelgebirgsregion an einem ruhigen Dorfrand und wird hier als BILDPUBLIKATION veröffentlicht, also vorerst ohne Angabe des genauen Standorts. Die erhobenen Bio-Daten dieses urigen Baumes lauten bisher wie folgt: 1-stämmig mit großem Spalt im Stamm, der Stammumfang erreicht 8,15 m, gemessen in 1 m über dem Boden.

Bild rechts: Deutlich zu erkennen ist die fortgeschrittene Aushöhlung des Stammes in seiner nahezu kompletten Höhe

FRANKEN, LANDKREIS FORCHHEIM - 20. Juli 2021

Seltene Sußbirne

Die Sußbirne ist eine sehr alte Obstsorte, die vor allem im Nürnberger Land und bis hinüber in die Oberpfalz verbreitet ist. Ihre Frucht fällt ziemlich klein aus, ist saftig und „schmelzend“ im Geschmack, dabei vielseitig geeignet für den Frischverzehr, das Kochen und Dörren sowie das Keltern und Schnapsbrennen. Die Sußbirne wächst kraftvoll und wird oft landschaftsprägend – so wie diese von Tobias Stöhr (Landkreis Forchheim) entdeckte Sußbirne bei Gosberg. Als markante Grenzmarkierung, genau auf der Grenze zwischen zwei Flurstücken, hat diese alte Birne wohl schon mehrere Menschengenerationen überdauert. Sie weist einen 1-kernigen Stammumfang von gut 4,50 m auf, gemessen oberhalb des Keimpunkts (Ansatzpunkt für das Maßband ist also auf halber Höhe des Hangs). Wie alt mag sie sein? Deutlich mehr als 200 Jahre sind ihr ohne Weiteres zuzutrauen. 

Bild rechts: Ein Charakter-Exemplar der landschaftsprägenden „Welschen Sußbirne“ mit gut 4,50 m Umfang wird von Tobias Stöhr (Landkreis Forchheim) vorgestellt. Foto: Stöhr

Weißdorn bei Heiligenhafen, in Sichtweite des Meeres, Landkreis Ostholstein, Schleswig Holstein. Nationaler Baum-Entdecker: Uwe Kühn (DBA Süd)

Schleswig-Holstein, Heiligenhafen

15. Juli 2021

Weißdorn am Meer

Dieser Weißdorn war einen Urlaubsabstecher wert. Doch das Messen und Fotografieren erwies sich als schwieriger als gedacht. Wie herankommen? Das „liebe Vieh“, eine große, gemütliche Herde Kühe mit einigen Kälbchen lagerte gewohnheitsmäßig im Schatten des seltenen, baumförmigen Weißdorns. Erst im zweiten Anlauf gelang es, und das Ergebnis war es wert: mit 2,18 m Stammumfang (mehrkernig, in sehr geschlossener Optik) gehört dieser neu entdeckte Weißdorn zu den fünf dicksten Exemplaren bundesweit. Erstaunlich, dass alte prächtige Weißdorne gehäuft an der Küste, nahe der Nord- und Ostsee, vorkommen. Wind und salzige Luft scheinen der Art gut zu bekommen.